Freundeskreis

Panzergrenadierbataillon 62 e. V.

Patenschaften

Fünf Jahre Patenschaft: Bild der „ersten Stunde“

 

Beim „Grünen Schluck“ war es – exakt am 7. Mai 1979 –, als in der Pommernkaserne die Patenschaften zwischen dem damaligen Panzergrenadierbataillon 341 und sechs Gemeinden offiziell geschlossen wurden. Vor Vertretern aus Bründersen, Niederelsungen, Viesebeck, Naumburg, Wenigenhasungen und Ehringen umriß seinerzeit Oberstleutnant Dieter Pritzsche den Sinn solcher Patenschaften: Das Sich-Näher-Kommen von Soldaten und Zivilisten, das nach dem Kennenlernen schließlich auch die Integration der in Wolfhagen stationierten Soldaten in die einzelnen örtlichen Gemeinschaften mit sich bringen sollte.

 

Ziel voll erreicht

Die angestrebten engen Kontakte zwischen Bürgern mit und ohne Uniform sind mittlerweile – nach fünfjähriger positiv verlaufener „Probezeit“ – voll erreicht. Zahlreiche Veranstaltungen, gemeinsame natürlich, beweisen dies ebenso wie gegenseitige Hilfeleistungen auf verschiedensten Gebieten, die alle dem Gemeinwohl dienten.

 

Höhepunkt: Biwak

An der Spitze aller Aktivitäten steht in jedem Jahr jedoch das „Herbstliche Biwak“. Hier wird vom Kleinkind bis zum Großvater für jeden etwas geboten, und nicht nur Paten und Paten-Soldaten beteiligen sich an diesem breiten Unterhaltungsangebot, sondern auch zahlreiche Vereine. Den „Bärenanteil“ der organisatorischen Vorbereitung, die über einen langen Zeitraum läuft, hat jedoch das Panzergrenadierbataillon.

 

   Wenigenhasungen        

 

Der Handel blühte lang

Mit dem Kloster Hasungen verknüpft ist die Entstehung des Dorfes Wenigenhasungen, das als „Villa Wenigen Hasungen“ in einer Handschrift dieses Klosters 1252 erstmals urkundlich „beim Namen genannt“ wird. Ursprünglich war Wenigenhasungen rein landwirtschaftlich orientiert, und auch heute noch sind die meisten Einwohner noch „irgendwie“ mit der Landwirtschaft befasst, auch wenn sie hauptberuflich anderen Tätigkeiten nachgehen.

Selbst die Leineweber, Schmiede, Schuhmacher, Schreiner und Stellmacher, die laut Dokumenten etwa seit 1700 ihr Handwerk in Wenigenhasungen betrieben, hatten ausnahmslos nebenbei eine kleine Landwirtschaft zu besorgen.

 
Gänseherde

Um die Jahrhundertwende gab es im Dorf noch zwei Schafherden, und auch eine Gänseherde, für die zeitweise bis zu zehn Hirten und Schäfer beschäftigt wurden. Doch um diese Zeit hat sich auch schon das Baugewerbe entwickelt und es gab viele „Pendler“, die in Kassel und anderen Orten arbeiteten und auch Industriearbeiter, die überwiegend in Kassel tätig waren. Und auch der Handel blühte bis in die Mitte des Jahrhunderts hinein: Fast 20 Wenigenhasunger Familien fertigten im Nebenerwerb Körbe und Rechen aus Holz – die „Harkenmacher“ wurden sie genannt –, und zwar in großen Stückzahlen (vom Urgroßvater bis zum Kleinkind haben mithelfen müssen) und „exportierten“ diese besondere Ware bis weit in den nordhessischen Raum hinein.

 
Zur Industrie

Natürlich haben sich im Laufe der Jahre die gewerblichen Strukturen verändert. Größter Arbeitgeber im Ort ist jetzt ein Industriebetrieb mit heute 30 Mitarbeitern, es gibt nur noch zwei landwirtschaftliche Vollbetrieb, die anderen landwirtschaftlichen Nutzflächen werden im Neben- und Zuerwerbsbetrieb bewirtschaftet, denn die meisten jener der über 500 Einwohner, die arbeiten, sind in der Industrie, im Baugewerbe oder in Dienstleistungsbetrieben beschäftigt.

 
Das „Er-Leben“

Großgeschrieben wird in Wenigenhasungen nach wie vor das gemeinsame Leben und Er-Leben zwischen jung und alt. „Äußere“ Anlässe für tiefverwurzelte Traditionen sind dafür die Kirmes und das Schützenfest.

 

 

Viesebeck                    

„Wehrhafte Nachbarn“ 

Überaus „enge Verbindung“ hat der Wolfhager Stadtteil Viesebeck zur Pommernkaserne: Das 350 Einwohner zählende Dorf liegt nur einen „Katzensprung“ – nämlich drei Kilometer nördlich – vom Standort des Panzergrenadierbataillons entfernt.
 

Hügelgräber

Viesebeck wurde bereits im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Doch der Ort ist viel älter: Im westlichen Waldstück, „Lieth“ genannt, wurden Hügelgräber entdeckt – Zeugen vorchristlicher Besiedlung. Aus dem Mittelalter stammt die „Nachtigallenburg“, die Reste einer Turmwehranlage, wohl als Grenzfeste zum Nachbargebiet Waldeck angelegt. Wehrhaft müssen die Viesebecker einst gewesen sein, davon zeugen die Dorfkirche mit ihrem mächtigen Turm und eine Flucht- und Wehranlage.
 

Landwirtschaft

Die Landwirtschaft – viele wohlgenährte Schweine muß es gegeben haben, denn noch heute sagen auswärtige „Ureinwohner“ des Wolfhager Raumes statt Viesebeck „Schweinebeck“ – war jahrhundertelang Haupterwerbszweig der Bürger. Mit dem Bau der Kasernen auf dem Gelände des Gasterfelder Holzes fand jedoch ein Großteil der Bevölkerung einen neuen Lebensinhalt.

Bis heute ist man sich in Viesebeck der engen wirtschaftlichen und menschlichen Verflechtung mit der Bundeswehr bewusst. Die Schließung einer Patenschaft als sichtbares Zeichen dieser gewachsenen Verbundenheit war für die Viesebecker ein ganz „natürlicher“ Schritt.
 

Integration

Und so ist es auch kein Wunder, dass längst die Soldaten in das traditionelle Schützenfest, das immer zu Pfingsten stattfindet, integriert sind. Im Schützenverein dokumentiert sich auch bis heute jener Gemeinschaftssinn, der einstmals das Dorf „stark“ gemacht hat.

 

Ehringen                      

Geliebter „Außenseiter“

Ehringen ist der „Außenseiter“ unter den Patengemeinden des Panzergrenadierbataillons, aber deshalb nicht weniger geliebt: Der Ort hat sich 1971 im Zuge der Gebietsreform freiwillig der Stadt Volkmarsen angeschlossen und gehört dadurch nun dem Nachbarkreis Waldeck-Frankenberg an.

Die Geschichte Ehringens ist lang und wechselvoll: 787 schon findet sich die erste urkundliche Erwähnung im Zusammenhang mit einer Schlacht bei Battenberg, 1018 taucht der Name „Erungen“ auf, danach „Heringen“, „Eringen“ und „Iringen“. Im Grenzgebiet zwischen Franken und Sachsen gelegen, gehörte Ehringen zum Bistum Paderborn und Köln und seit dem 15. Jahrhundert zur Grafschaft Waldeck. Zum Amt Wolfhagen zählte der Ort dann ab 1631.

Der 30jährige Krieg stürzt die Bürger Ehringens mehrmals ins Verderben. Von 1618 bis 1648 wird der Ort wiederholt gebrandschatzt und völlig zerstört. Dokumente berichten, das in den acht „ganz geringen Häusern“ und dreizehn „Stützenhütten“ von den einst 80 Haushaltungen „20 abgelebte, alte, arme, verderbte Männer und 10 arme Witwen“ übrigbleiben.

Und der Faden des Unheils reißt nicht ab: Kommt um 1700 der Wiederaufbau des Dorfes erst richtig in Gang, so zerstört schon 1732 eine gewaltige Feuersbrunst einen Großteil der gerade neu errichteten Fachwerkhäuser wieder.

Die nächste Katastrophe kommt 1852, als im Hochwasser vier Einwohner ertrinken. Die gesamte Ernte wird vernichtet, weite Teile der Gemarkung durch die Fluten verwüstet, das Vieh stirbt. Noch heute mahnt das „Wasserfest“ mit dreimaligem Gedenk- und Dankgottesdienst an die Hochwasserkatastrophe, bis zum Jahre 1952 ruhte an diesem Tag in Ehringen sogar jede Arbeit.

Naumburg                                

Romantische Idylle

Die echte romantische Kleinstadtidylle wird Naumburg nicht verlieren, denn längst haben die „Stadtväter“ erkannt, daß ihre dichtbebaute Ortslage mit den engen Gäßchen – die mögen zwar für den allzu hastigen Autofahrer ärgerlich sein, mit den prächtigen Fachwerkhäusern nicht nur die Lebensqualität für die Einwohner erhöhen, sondern auch dem Fremdenverkehr recht zuträglich sind. Viel hat man in Naumburg gerade in jüngster Zeit geschaffen, um die Attraktivität der Stadt zu erhöhen, man nehme als Beispiel „nur“ die im vergangenen Jahr eingeweihte Teichanlage.

Das reizvolle, unterhalb des Burgberges im Tal des Elbebache gelegene Städtchen verdankt seinen Namen einer von den Grafen von Naumburg erbauten und erstmals 1170 genannten Burg. Die Stadt ragt über die Rest der südlichen Ringmauer und liegt gleichsam wie in einer Wiege eingebettet zwischen dem die Stadt überragenden Burghain und dem Kuhberg. Die Siedlung Naumburg wird 1206 als Dorf erwähnt und erhielt etwa 1260 die Stadtrechte.

Widukind II., letzter Naumburger Graf, verkaufte 1266 Burg und Stadt Naumburg und dazu noch die Weidelsburg an den Erzbischof Werner von Eppstein in Mainz. Bis 1802 gehörte Naumburg danach mit Unterbrechungen zum Besitz der Erzbischöfe von Mainz. Im 30jährigen Krieg eroberte Herzog Christian von Braunschweig Burg und Stadt: Die Burg und 15 Häuser brannten nieder. Das war 1626. Und nur wenig mehr als ein halbes Jahrhundert später – 1684 – zerstörte eine Brandkatastrophe die gesamte Stadt bis auf ein Haus. Um die Spurensicherung hat sich der „Arbeitskreis Heimatgeschichte Naumburg“ in seiner Chronik gekümmert – einer der vielen Naumburger Vereine, die auch gesellschaftspolitisch für ein belebtes „Stadt-Bild“ sorgen.

Der Naumburger Besitz spielte in den Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbistum Mainz und der entstehenden Landgrafschaft Hessen sowie dem Fürstentum Waldeck stets eine wichtige Rolle. Auf die jahrhundertelange Zugehörigkeit zum Erzbistum Mainz weist nicht nur hin, daß Naumburg bis heute eine „katholische Enklave“ im sonst überwiegend evangelischen Wolfhager Land ist, sondern auch das Naumburger Stadtwappen: Es zeigt noch immer das „Mainzer Rad“.

 

Auszeichnung als „Symbol“

 
Einzelne von vielen

Viele sind es, die sich in den fünf Jahren seit Bestehen der Patenschaften zwischen Orten aus dem Wolfhager Land und Kompanien des Panzergrenadierbataillons 62 durch direkten Einsatz oder indirekte Förderung um die Verbesserung der Beziehungen zwischen Bürgern mit und ohne Uniform eingesetzt haben. Stellvertretend für diese wird das Bataillon einige von ihnen durch eine besondere Auszeichnung würdigen: Sie werden zu „Ehrenpanzergrenadieren“ ernannt.

Einbezogen in diese Ehrungen sind auch drei Frauen. Da es aber noch keinen Wehrdienst für Frauen gibt, können sie auch keine Ehrenpanzergrenadiere werden, dennoch wird die Auszeichnung mit Urkunde, Zinnteller und Blumen als durchaus „gleichwertig“ angesehen. Ausgezeichnet werden für ihre Verdienste um die Patenschaft Ingrid Lehmann aus Niederelsungen, Hildegard Schwedes aus Bründersen und Herma Leffringhausen aus Viesebeck.

Die Liste der „Ehrenpanzergrenadiere“ ist lang. Bisher gibt es beim Panzergrenadierbataillon 62 erst einen einzigen dieser „Würdenträger“, es ist der Kommandeur der Panzerbrigade 6, Brigadegeneral KARL ZIMMER, dem diese Auszeichnung bereits 1982 verliehen wurde aus Anlaß eines Truppenübungsplatzaufenthaltes in Shilo.
 

JOHANNES MÖLLER wird ebenfalls Ehrenpanzergrenadier. Der Viesebecker Altbürgermeister, liebevoll „Opa Möller“ genannt, ist ein alter Soldat, „Marburger Jäger“ des Ersten Weltkrieges, und war dem Bataillon von Anfang an besonders verbunden, Johannes Möller wird übrigens im Herbst dieses Jahres 85 Jahre alt.
 

WERNER LEFFRINGHAUSUNGEN, Steinmetzmeister aus Viesebeck, ist Schöpfer eines grabsteinähnlichen Patenschildes. Dieses Schild mit Goldschrift befindet sich in der Patenstube. Eine Tochter Leffringhausens ist mit einem ehemaligen Unteroffizier des Bataillons verheiratet. Werner Leffringhausen war und ist ein oftmaliger Gastgeber der Unteroffiziere der 2. Kompanie.
 

LUDWIG NOE, Bürgermeister der Stadt Naumburg, Pfälzer und Weinkenner, war mit dem damaligen Chef der 4. Kompanie – jetzt nach der Umbenennung 3. Kompanie – Hauptmann Fritze, der erste, der eine Patenschaft eingehen wollte. Das Bataillon „sprang“ damals auf diesen „Zug“ und empfahl dieses für alle Kompanien.
 

WILLY FUNKE, die „rechte Hand“ des Naumburger Bürgermeisters, ist mit Leib und Seele „Patenonkel“. Bei ihm merkte man, wie ihm die Patenschaft „Spaß“ machte. Und er engagierte sich weit über das dienstliche Maß hinaus.
 

AUGUST PFLÜGER war zum Zeitpunkt der Patenschaftsübernahme Ortsvorsteher in Wenigenhasungen und nebenberuflich „rasender Reporter“ auch in Sachen des Bataillons und der Patenkompanie, der 4. Kompanie. Er stand und steht seinen „Patenkindern“ in allen Angelegenheiten stets zur Verfügung, nicht nur weil eine seiner Enkelinnen mit einem Feldwebel der Patenkompanie verheiratet ist ...

 

„Ehrenpanzergrenadiere“

 
Die Bundeswehr dankt

HEINRICH DESSEL, eine „treue Seele“ ebenfalls aus Niederelsungen, vertrat die Patengemeinde bei allen Veranstaltungen der 2. Kompanie 61 und zeigte offen und überall seine Verbundenheit mit den Soldaten.
 

KURT BITTER aus Ehringen, pensionierter Berufssoldat, war der Ortsvorsteher zum Zeitpunkt der Gründung der Patenschaft mit der 5. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 62. Auch nach den Kommunalwahlen 1981 blieb Kurt Bitter der Patenkompanie verbunden.
 

WILHELM KOMMALLEIN war bei allen Veranstaltungen der Patengemeinde Ehringen dabei und bewies sich in diesem Dorf mit seiner vielfältigen Bevölkerungsstruktur stets als ein echter Freund der Soldaten.
 

KARL MEYER ist der Nachfolger August Pflügers im Amt des Wenigenhasunger Ortsvorstehers und war bei der Patenschaftsbegründung Schützenhauptmann. Durch seine vielfältigen Aktivitäten gehört er zu den treibenden Kräften für die Ausgestaltung der Patenschaft. Zudem begrüßt er, meist zusammen mit dem Wolfhager Bürgermeister, zu Beginn jeden Quartals die Rekruten der 4. Kompanie.
 

KARL SCHWEDES ist Ortsvorsteher in Bründersen. Er war bei allen Veranstaltungen „seiner“ Patenkompanie, der 1. Kompanie, immer dabei und hat mit immenser Tatkraft die Ideen der Patenschaft in Bründersen gefördert.
 

ALBRECHT SCHWEDES stammt auch aus Bründersen und stets ein offenes Haus für seine „Patenkinder“ und ist ebenfalls als treibender Motor in der Gestaltung der Patenschaft. „Berühmt“ bei den Soldaten ist Albrecht Schwedes auch für seine hausgemachten Würste ...
 

WILHELM LÖWENSTEIN aus Niederelsungen ist Chef der „Waldbühne“, die sich insgesamt sehr um die Patenkompanie, die 2. Kompanie des Panzerbataillons 61, kümmert. Wilhelm Löwenstein und auch Ortsvorsteher Wilhelm Gerhardt bemühten sich so oft es ging, die Soldaten in das dörfliche Gemeinschaftsleben einzubeziehen.
 

GÜNTHER FRANZ, Redakteur der Wolfhager Ausgabe HNA, hat seit der Stationierung des Bataillons in Wolfhagen über die „Grünen“ und ihre Aufgaben berichtet (oder berichten lassen). Mit zahlreichen Angehörigen der Panzergrenadiere pflegt er darüber hinaus intensive „außerdienstliche“ Kontakte.
 

GISELHER DIETRICH, Bürgermeister der Garnisonsstadt Wolfhagen, hat seit seiner Amtsübernahme 1981 besonderem Maße die Verbindung zum Bataillon gepflegt. Als Beispiel hierfür sei der vierteljährlichen Rekrutenbegrüßung der Besuch der Wache und bereitschaftstellende Soldaten am Heiligabend genannt.

 

Niederelsungen                

Spielen ist Leben

Niederelsungen hat alles wie es scheint. Neben der Anerkennung als staatlich anerkannter Erholungsort, der alle Voraussetzungen für Erholung in dörflicher Idylle – ausgedehntes Wandergebiet mit vielen Ruhepolen und Schutzhütten, „Kurzweil“ modernerer Art mit Sauna, Solarium, Massage, Kegeln, Schwimmen – bietet, ist das Dorf mit seiner langen Tradition aber auch beliebt wegen seiner Gastfreundschaft und Aufgeschlossenheit allem Neuen gegenüber.

Vielleicht wurzelt dieses in einem langsam gewachsenen Gefühl der Verbundenheit zwischen dem einzelnen Bürger der ehemals selbständigen Gemeinde mit Gruppen, aus denen wiederum Impulse für den Ort als Einheit ausgingen, und dem „Ganzen“, einer Bürgerschaft, die trotz Wirren und den sogenannten „schlechten Zeiten“ seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 775 ihre innere Geschlossenheit bewahrt hat.

Mit dazu beigetragen hat in der jüngeren Vergangenheit ohne Zweifel die „Spielgemeinschaft Erich Oberlist“ – die „Waldbühne“, mit der die Gemeinde ihren Ruf weit über Landesgrenzen hinaus als „spielendes Dorf“ festigte. Eine über 30jährige Geschichte begann dann auch folgerichtig (offiziell im großen Rahmen auf der Freilichtbühne auf dem Knechtenberg) mit dem „Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern“ aus dem „Tell“.

Die Waldbühne hat das Dorf zu einem touristischen Anziehungspunkt gemacht.

 

Bründersen                        

Was zählt, ist Land

Bründersen war schon immer ein rein landwirtschaftlich orientiertes Dorf, in dem auch heute noch die Landwirtschaft eine ganz bedeutende Rolle spielt. Die Gemarkungsfläche dieses Wolfhager Stadtteiles beträgt 411 Hektar, doch tatsächlich werden von Bründerser Einwohnern rund 630 Hektar – der rechnerisch verbleibende „Rest“ liegt in den Nachbargemeinden – landwirtschaftlich genutzt. Und diese Feld-, Weide- und Ackerflächen stellen die Existenzgrundlage für die Bevölkerung dar, die sich von 426 Einwohner im Jahre 1878 auf den heutigen Stand von 624 vergrößert hat.

Im Jahr 1074 wird Bründersen in einer Schenkungsurkunde für das Kloster Hasungen erstmals urkundlich erwähnt, damals unter dem Namen „Brunkerishusun“. Später zählt Bründersen zu den „wüsten Orten“ des Landgrafen, bevor es 1534 nach dem Tode des Abtes an den Landgrafen fällt, der es mit allen Rechten an „die von der Malsburg“ zu Lehen gibt. Erst 1787 treten die „Maldburger“ Bründersen an Hessen ab.

Eine Zählung aus dem Jahre 1859 – sechs Jahre zuvor wurden bei einem Brand elf Häuser eingeäschert – sagt aus, daß es damals im Ort 62 Pferde, fünf Ochsen, einem Stier, 98 (vierbeinige) Rindviecher, 50 Schweine, 15 Ziegen und 760 Schafe, aufgeteilt in vier Herden, gab.

Der Erste Weltkrieg brachte auch in Bründersen schwere Verluste: Als Frontkämpfer und Kriegsteilnehmer wurden 125 Männer – also ein Drittel der gesamten Einwohnerschaft – eingezogen. Nach Kriegsende „fehlten“ 20 davon.

Die höchste Einwohnerzahl wies Bründersen laut Statistik im Jahr 1946 mit 824 auf. Danach stabilisierte sich die Zahl 1961 auf 624 – und dies hat sich bis zum heutigen Tag ungefähr so gehalten.

Zu den „Marksteinen“ seit der Eingemeindung Bründersens in die Stadt Wolfhagen gehört der Neubau des Bürgerhauses, das 1975 eingeweiht werden konnte.

 

Im Dienst und privat
 

Dieter Pritzsche: Ein Mann, ein Wort

Er hat eine wahrhaft sagenhafte Karriere gemacht – auf der Waldbühne Niederelsungen, einem Ort, dem er auch privat eng verbunden ist (dort wohnt sein zweijähriges Patenkind): Dieter Pritzsche, Ex-Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 62, „avancierte“ nämlich vom simplen Räuber im gleichnamigen Stück zum wohlbestallten Erzbischof im „Kätchen von Heilbronn“. Mit Energie und viel Zeitaufwand für die Proben hat sich Pritzsche für die Spielgemeinschaft engagiert, und er half nicht nur durch sein unbestrittenes schauspielerisches und stimmgewaltiges Talent, sondern auch durch Tips und Anregungen den jeweiligen Aufführungen.

Wer glaubt, daß durch den „Schinderhannes“ im vergangenen Jahr ein „Abstieg“ des Erzbischofs zum Metzgermeister folgte, irrt: Gerade diese Rolle war dem 46jährigen buchstäblich „auf den Leib geschrieben“ ...

Die Talente des Oberstleutnants sind vielseitig: Er kann – seine Untergebenen werden dies bestätigen – perfekt organisieren, ist einfallsreich, politisch interessiert, kann perfekt – und verständlich – formulieren (Reden halten gehört schließlich zu seinem „Handwerk“) und ist überaus „standfest“. Dieter Pritzsche hat Prinzipien, die er (wenn’s sein muß, auch mal hart) vertritt, und er hält Wort und hält durch.

Mit den Patenschaften, die auf seine Initiative zurückgehen, hat Dieter Pritzsche nämlich auch zahlreiche Verpflichtungen auf sich genommen. Nicht nur, daß er bei offiziellen Anlässen präsent sein mußte – das „Hinterher“ forderte ebenso oft den „ganzen Mann“.
 

Von der Vielseitigkeit und dem Einfallsreichtum zeugen auch das „Pfeiffenfest“, dessen Mitorganisator Pritzsche war, und nicht zuletzt auch die Beteiligung der Bundeswehr am Wolfhager Weihnachtsmarkt: Welcher Kommandeur stellt sich schon in eine Bude und verkauft eigenhändig Glühwein?

Dieter Pritzsche übernahm am 18. März 1979 das damalige Panzergrenadierbataillon 341 und geriet schon kurze Zeit später „unter Beschuß“: Als Hobbyfußballer stand er für die Bataillonsmannschaft im Tor. Doch schon dieser erste „Einsatz“ brachte dem neuen Kommandeur Erfolg: Seine Mannschaft siegte.
 

Dienstlich ist Dieter Pritzsche – so „seine“ Soldaten – stets korrekt gewesen, aber offenbar nicht ungerecht, nie ein sogenannter „Paragraphenreiter“. Jedenfalls sind an „Zivilistenohren“ keine Klagen über den Ex-Kommandeur, der jetzt eine neue Aufgabe in Köln versieht, gedrungen.

 

Herbstliches Biwak          
 

Für Tausende ein Schlaraffenlan.

Zu einem echten Volksfest wird in jedem Jahr das Herbstliche Biwak. Tausende sind es, die sich im Wald hinter der Kaserne meist im September ein Stelldichein geben. Eine kleine Waffenschau, zu der sich inzwischen auch die freiwillige Feuerwehr mit einer Selbstdarstellung gesellt sowie ein Einblick in das „Leben im Felde“ sind bei dieser Veranstaltung die einzigen offiziellen Punkte. Ansonsten sind die Vereine, Sänger und Musikgruppen, die den Tag gestalten. Und vor allem die Patengemeinden, die mit heimischen Spezialitäten auch den verwöhntesten Gaumen reizen.

„Aale Wurscht“ ist dabei ebenso vertreten wie frische Bratwürstchen, leckerer Kuchen und Schmalzenbrote.

Keine Patengemeinde läßt es sich nehmen, zumindest mit einem Stab dabeizusein, so daß es dem Besucher manchmal schwer fällt, sich durch dieses Schlaraffenland durchzuessen und zu trinken. Denn die Soldaten warten natürlich auch mit dem berühmten Schlag Erbsensuppe aus der Gulaschkanone auf. Selbstverständlich auch, daß in diesem Biwak auch das Bier in Strömen fließt. Zwangsläufig kommen sich dabei Soldaten und die Zivilbevölkerung aus den Patengemeinden näher, Freundschaften werden geschlossen, die dann im Laufe des Jahres vertieft werden. Inzwischen erfreuen sich die herbstlichen Biwakveranstaltungen so großer Beliebtheit, daß auch viele Besucher aus Gemeinden kommen, die nicht zu den „Paten“ zählen, und der Wunsch, ebenfalls Patenschaften zu schließen, wird nicht selten geäußert. Dann müssen andere Einheiten herhalten, denn die Kompanien der Wolfhager Grenadiere sind längst vergeben und in festen Händen.

Dieter Pritzsche, der Vater der Patenschaften und der Biwaks strahlt am abendlichen Lagerfeuer, wenn wieder einmal alles geklappt hat. Nun, bei den Grenadieren ist man es schließlich auch nicht anders gewöhnt.

 

Neue Kontakte
 

Vereins-Partner

In einer Welt, in der so viele Gegensätze sehr „grundsätzlich“ ausgetragen werden, haben Bundeswehr und Zivilisten in Wolfhagen im kleinen gezeigt, wie man miteinander auskommen – ja sogar sehr gut auskommen – kann. So der ehemalige Kommandeur des Panzergrenadierbataillons 62, Oberstleutnant Dieter Pritzsche.

Die Verbindungen mit den Bürgern von sechs Gemeinden dokumentieren die „Patenschaften“. Doch ähnliche und gleich gute Kontakte bestehen schon seit Jahren auch mit Vereinen und Organisationen. Dies erlaubt zwar keine „Patenschaft“, die nur mit Gemeinden möglich ist, doch das Panzergrenadierbataillon ist ja „erfinderisch“ und hat in Übereinstimmung mit diesen Vereinen die „Partnerschaft“ neu entdeckt.
 

Intensive Freundschaft

Bei den „Partnern“ des Bataillons handelt es sich um die Schützengilde Wolfhagen, dem Kreisjagdverein Wolfhagen und die Reservistenkameradschaft Meimbressen (Altkreis Hofgeismar). Alle drei Vereine pflegen schon seit vier, beziehungsweise acht Jahren intensiven Kontakt zum Bataillon, sind also ebenso tief „verwurzelt“ wie die Patengemeinden, was auch schon durch Mitwirkung bei Veranstaltungen bewiesen wurde.

                                  

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