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Der Bataillonsmarsch

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Auf, Ansbach-Dragoner!
Das Rätsel des Hohenfriedberger Marsches

In der berühmten Schlacht bei Hohenfriedberg während des Zweiten Schlesischen Krieges hatten die Bayreuth-Dragoner einen entscheidenden Anteil am Sieg des preußischen Königs Friedrich II. Der eigens komponierte Militärmarsch zum Gedenken an dieses Ereignis wird auch heute noch häufig von Militärkapellen der Bundeswehr gespielt. Im später entstandenen Liedtext dazu wird die Tapferkeit und Treue dieses Regiments gefeiert und gerühmt. Ansbach-Bayreuther Truppen an der Seite des preußischen Königs gegen die österreichischen Soldaten der Kaiserin Maria Theresia? Kann das richtig sein? Waren fränkische Soldaten dort beteiligt? Wieso sollte ein souveränes Fürstentum seine Truppen Preußen zur Verfügung stellen? Und warum spricht das Lied von „Ansbach-Bayreuthern“, wo es doch zur Zeit der Schlacht noch zwei eigenständige Fürstentümer waren? Es drängen sich also viele Fragen auf. Was genau steckt also hinter den Ereignissen von Hohenfriedberg und dem Dragoner-Regiment?

Entstehung des Regiments

Im Jahre 1717 verfügte König Friedrich Wilhelm I. von Preußen (1713-1740) – der berühmte „Soldatenkönig“ – die Aufstellung eines neuen Regiments, dessen erster Kommandeur Oberst Achaz von der Schulenburg wurde und das anfangs auch, wie es üblich war, nach ihm benannt wurde. Die Soldaten, die Pferde und die Bewaffnung wurden zunächst aus mehreren anderen Regimentern abgezogen und bildeten den Grundstock für das neue „Schulenburgsche Regiment“, welches zu Beginn noch gar keinen fest zugeordneten Standort hatte. Erst vier Jahre später, als Vorpommern preußisch wurde, übernahm das junge Regiment die Garnison von Pasewalk. Danach zogen Teile des Regiments auch in die Orte Treptow an der Tollense, Gollnow, Gartz an der Oder, Schwedt, Altdamm, Ueckermünde und schließlich Wollin ein. Auf einer heutigen Karte befinden sich alle Orte in einem Gebiet zu beiden Seiten der deutsch-polnischen Grenze entlang der Oder.

Nach dem Tode des ersten Regimentsinhabers Schulenburg, verlieh der preußische König das Kommando an seinen zukünftigen Schwiegersohn, den Erbprinzen Friedrich von Bayreuth, der bald die preußische Prinzessin Wilhelmine heiraten sollte. Mit der Übernahme des Kommandos am 7. August 1731 wurde Friedrich auch preußischer Oberst.

Sogleich wurde das Schulenburgsche Dragonerregiment umbenannt, so wie es damals üblich war. Von nun an hieß es offiziell „Dragoner-Regiment Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth“, was der Einfachheit halber im allgemeinen Sprachgebrauch zu „Bayreuth-Dragoner“ verkürzt wurde.

Im September 1731 reiste Friedrich von Berlin aus zum Antrittsbesuch zu seinem neuen Regiment. Am 8. September besichtigte er die stationierten Truppen in Treptow an der Tollense, tags darauf war er in Pasewalk, wo mit sechs Eskadronen und dem Stab das Gros seines Regiments beheimatet war. Schließlich reiste er noch nach Stettin und Gollnow, um sich auch dort ein Bild von seinen Soldaten zu machen.

„Nachmittags führten der Obristwachtmeister von Bißmarck und Hauptmann von Winterfeld den Erbprinzen und dessen Suite auf die Jagd, wo es dem Erbprinzen gelang, einen Rehbock zu schießen. Das Nachtquartier wurde beim Obristwachtmeister von Bißmarck genommen, der auch den Erbprinzen und seine Suite vollständig bewirtete.“[1]

 

Der erwähnte Friedrich August von Bißmarck war übrigens der Urgroßvater des späteren Reichskanzlers Otto von Bismarck. Nach der letzten Station der Visitation in der Garnison Gartz kehrte Friedrich mit Wilhelmine schließlich nach Bayreuth zurück.

Bereits ein Jahr später besichtigte Friedrich sein Dragoner-Regiment erneut. Am 19. Oktober 1732 traf er in Pasewalk ein. Diese Reise hatte er auch dazu genutzt, den preußischen Kronprinzen – der spätere Friedrich II. der Große und bekanntlich Bruder Wilhelmines – in Ruppin zu besuchen. Der zweite Besuch wurde v. a. dazu genutzt, sich mit der Arbeit und dem Ausbildungstand der Truppe genauer auseinanderzusetzen. Die Regimentsgeschichte berichtet stolz:

„Er ließ sich alles vom kleinsten Detail bis zu den größeren Übungen zeigen, sowohl zur Prüfung wir zur eigenen Belehrung. [...] Nach dem Diner las er mit den Offizieren ein oder zwei Kapitel aus dem Reglement und ließ sich alles erklären, was ihm nicht klar war, ebenso ließ er sich in den Handgriffen unterweisen, um beurtheilen zu können, ob ein Soldat dabei Fehler machte.“[2]

Diese Art von Truppeninspektion scheint zeitlos zu sein. Wer kennt nicht die Bilder in den Medien, auf denen der Bundesverteidigungsminister oder der Bundeskanzler sich die Technik und Ausbildung der Bundeswehr vorführen lässt.

Alles in allem war Friedrich außerordentlich zufrieden und drückte seine Begeisterung auf vielfältige Art und Weise aus.

„Der Erbprinz könne es gar nicht aussprechen, wie gut ihm alles bei seinem Regiment gefiele. Er selbst gewann auch an Sicherheit, benahm sich ganz, als ob er an des Königs Stelle inspizierte, kommandierte auch selbst verschiedenen Übungen.“[3]

In den kommenden Jahren veränderte sich aber das Verhältnis Friedrich zu seinem preußischen Regiment. Dies lag v. a. daran, dass er im Jahre 1735 selbst die Regierungsgeschäfte in seinem fränkischen Fürstentum übernahm und deswegen nur noch sehr wenig Zeit hatte, in das ferne Vorpommern zu reisen. Außerdem war Friedrich nun auch Kreisobrist des Fränkischen Reichskreises geworden und hatte offensichtlich wenig Interesse, zusätzlich auch noch den Posten eines preußischen Regimentskommandeurs tatkräftig auszuüben. Was blieb, war seine namengebende Funktion für das Dragonerregiment. Aus einem Brief Markgräfin Wilhelmines erfährt man, dass Friedrich im Jahr 1737 noch einmal vorhatte, sein Regiment zu inspizieren. Er ließ sich jedoch entschuldigen. Soweit es nachzuvollziehen ist, hat Markgraf Friedrich dann auch nie mehr seine preußischen Soldaten besucht.

In der Zeit seiner permanenten Abwesenheit musste selbstverständlich ein anderer die wahren Kommandeursgeschäfte erledigen. Hier findet sich – wenn auch nie wirklich offiziell – ein Oberst von Bissing, der dieses Aufgabe schon seit dem ersten Besuch des Erbprinzen übernommen hatte. Alle Entscheidungen das Regiment betreffend liefen über diesen Mann, und selbst der preußische König wandte sich direkt an ihn, wenn es um das Dragonerregiment ging. Soweit erkennbar, zog sich der Markgraf mehr und mehr aus der Verantwortung für die preußischen Soldaten zurück. Die Bayreuth-Dragoner waren nur mehr dem Namen nach mit der Markgrafschaft verbunden.

Selbst in personeller Hinsicht scheint kein einziger Bayreuther oder zumindest fränkischer Offizier jemals in den Reihen des Regiments gestanden zu haben. Vielmehr dienten wohl hauptsächlich Soldaten aus dem Kanton Pasewalk bei den Bayreuth-Dragonern. Leider hat sich keine Musterliste für die einfachen Mannschaften des Regiments erhalten, so dass nicht mit Gewissheit gesagt werden kann, ob nicht der eine oder andere Franke hier seinen Soldatendienst verrichtet hat.

Rekrutierung für das Dragoner-Regiment

Durch eine Ordre des preußischen Königs vom 1. Mai 1733 wurde das gesamte preußische Herrschaftsgebiet in so genannte Kantone eingeteilt. Jedem Regiment wurde damit genau vorgeschrieben, aus welchem Kanton sie ihre Truppen zu rekrutieren hatten. Die Rekruten wurde deshalb auch oft als „Kantonisten“ bezeichnet. Das Dragonerregiment durfte dieser Einteilung zufolge seine Soldaten ausschließlich aus dem vorpommerschen Raum um Pasewalk, Ückermünde, Daber, Gollnow, Gartz und Fiddichow rekrutieren. Es war den Anwerbern außerdem noch erlaubt, im „Ausland“ Soldaten zu rekrutieren, sobald ein entsprechender Vertrag mit einem ausländischen Fürstentum bestand. Eine derartige Vereinbarung bestand erwartungsgemäß auch mit dem fränkischen Fürstentum Brandenburg-Bayreuth. Dieser Vertrag war bereits zwischen König Friedrich Wilhelm I. und dem damaligen Markgrafen Georg Friedrich Carl bei der Regimentsübernahme durch Erbprinz Friedrich geschlossen worden. Dadurch war es Anwerbern des Bayreuther Dragonerregiments und zweier weiterer preußischer Regimenter erlaubt, im Fürstentum Brandenburg-Bayreuth Soldaten für den ausländischen Dienst anzuwerben.

Sofort wurden aus Vorpommern zwei Werboffiziere nach Bayreuth entsandt, wo sie ihre Arbeit aufnahmen. Unglücklicherweise sind wir nicht darüber unterrichtet, ob und in wieweit die beiden Offiziere Münchow und Ehrhardt Erfolg hatten. Das Fehlen entsprechender Korrespondenzen mit dem Stabskommandeur in Pasewalk oder aber auch Listen vor erfolgreichen Rekrutierungen im Fränkischen lassen vermuten, dass die beiden Offiziere kaum oder nur sehr wenig Erfolg hatten. Sicher ist aber, dass sich die Anwerber sehr anstrengten und dass selbst der Erbprinz in den Anfangsjahren mächtig die Werbetrommel für sein Dragonerregiment rührte. So schrieb etwa Friedrich am 8. März 1732 begeistert an den preußischen König:

„Sire, Ew. Königliche Majestät solle hierdurch allerunterthänigst berichten, dass dieser Tage das Glück gehabt, einen recht schönen Recrouten zu erhalten, welcher von 24 Jahren und 5 Schuh 10 Zoll misset, auch dabey recht schön gewachsen ist.“

Ein weiterer Anwärter aus dem Bambergischen, von dem Friedrich dann noch im Anschluss berichtet, mache noch gewisse Probleme, soll aber bald ebenfalls in die Reihen des Dragonerregiments aufgenommen werden.

Die Münchow-Affäre

Eine weitere Episode aus der Arbeit der beiden Anwerber wurde in den Memoiren von Markgräfin Wilhelmine[4] detailliert festgehalten. Diese als „Münchow-Affaire“ bekannte Geschichte verursachte erhebliche diplomatische Spannungen zwischen Berlin und Bayreuth und war lange das Tagesgespräch in der Stadt. Zudem zeigt diese Affäre, wie damals das Werbewesen funktionierte. Was war passiert?

Die beiden preußischen Werbeoffiziere Münchow und Ehrhardt hefteten sich an die Fersen eines potentiellen Rekruten, den sie unter Anwendung von „etwas Gewalt“ für das Dragonerregiment gewinnen wollten. Unglücklicherweise stellte sich heraus, dass ihr Opfer ein katholischer Geistlicher war. Der Markgraf fürchtete nicht zu Unrecht einen außenpolitischen Konflikt mit dem Erzbischof von Bamberg und mit der Kirche im Allgemeinen. Um die Flucht nach Vorne anzutreten, ließ er die beiden preußischen Werber inhaftieren, sehr zum Verdruss seines Sohnes Friedrich, in dessen Namen ja die Werbungen vollzogen wurden. Für den Erbprinzen war es eine äußerst peinliche Angelegenheit, wenngleich die beiden Offiziere auch bald wieder in Freiheit waren. Schlimmer noch aber erachteten sie die Reaktion aus Preußen. Behutsam versuchte Erbprinz Friedrich in einem Brief vom 23. Februar 1734, die Vorfälle dem preußischen König zu erklären. Unter anderem versicherte er, dass die Werber nicht ahnen konnten, dass es sich um einen katholischen Geistlichen handelte, da dieser laut Einschätzung „ein recht liederlicher Schelm gewesen ist“ und zudem auch noch „die Religion hat ändern wollen“[5]. Offensichtlich wurde aber die „Anwerbung“ dieses Mannes absichtlich zu einem Zeitpunkt durchgeführt, als Friedrich nicht im Lande war – so jedenfalls stellt er es in dem Bericht dar. Jedenfalls scheinen die beiden Offiziere sich nahe des Brandenburger Tors in der Bayreuther Vorstadt St. Georgen auf die Lauer gelegt zu haben und ihr Opfer dann mit der bereits angesprochenen Anwendung von Gewalt „überzeugt“ zu haben. Die Affäre endete glücklicherweise glimpflich, und selbst der Kronprinz Friedrich bezeichnete die Angelegenheit lediglich als „Lapalie“[6]. Schließlich waren am Ende sowohl die beiden Offiziere wieder in Freiheit, als auch der Priester, der nach nur sehr kurzer Dienstzeit aus dem Regiment entlassen wurde.

Die Schlacht bei Hohenfriedberg am 4. Juni 1745

Im Jahre 1740 übernahm Friedrich II. (1740-1786) in Preußen die Königskrone von seinem verstorbenen Vater Friedrich Wilhelm I. Als im selben Jahr in Wien Kaiser Karl VI. starb und dessen Tochter Maria Theresia das schwierige Erbe übernehmen sollte, sah Friedrich II. darin die günstige Gelegenheit, sein Territorium zu vergrößern. Innerhalb kürzester Zeit hatte Friedrich II. im ersten Schlesischen Krieg von 1740 bis 1742 Österreich niedergerungen und Schlesien in sein Königreich einverleibt.

 

Der Zweite Schlesische Krieg von 1744 und 1745 sollte an diesen vollendeten Tatsachen nichts mehr verändern. Auch wenn hier Friedrich der Große kurz vor einer katastrophalen Niederlage stand, wandte sich das Schicksal letzten Endes durch zu seinen Gunsten. In einem Buch heißt es über die entscheidenden Ereignisse:

„Es begann der berühmteste Reiterangriff der preußischen Kriegsgeschichte. Wie ein Sturmwind brausen die Bayreuther Dragoner gegen die österreichischen Linien. Ihre Säbel sausen hernieder, und so unvermutet und gewaltig war der Aufprall, dass zwei feindliche Regimenter völlig niedergeritten wurden und 2 500 Gefangene in die Hände von 1 500 Reitern fielen. 66 Fahnen wurden erbeutet. Der Jubel war unermesslich.“[7]

Die Erfolge der Bayreuth-Dragoner in der Schlacht von Hohenfriedberg führten dazu, dass bereits eine Woche nach den Ereignissen eine Ehrung nach der anderen dem Regiment zuteil wurde. Zunächst wurde ein Diploma bzw. ein Patent für die Truppe ausgearbeitet, das den Titel „Königlicher Gnaden-Brieff und Diploma vor das, bei der gloriosen Bataille bey Friedberg in Schlesien sich hervorgethane Dragoner-Regiment von Bayreuth“ hatte. Dazu wurde dem Regiment auch ein eigenes Regimentssiegel verliehen, welches v. a. die in der Schlacht erbeuteten Fahnen des Gegners zeigte.

 

Es hat jedoch den Anschein, als ob der Markgraf nicht von offizieller Seite – also etwa von König Friedrich II. selbst – unterrichtet wurde, dass das Regiment, welches seinen Namen trug und dem er nominell immer noch als Kommandeur vorstand, einen derartig wichtigen Beitrag bei dem Sieg von Hohenfriedberg geleistet hatte. Die Gründe hierfür sind unbekannt.

Der Hohenfriedberger Marsch

Die Entstehungsgeschichte des „Hohenfriedberger Marsches“ liegt weitestgehend im Dunkeln. In zahllosen Fachpublikationen zur Musikgeschichte findet man immer noch den Hinweis, dass König Friedrich der Große ihn selbst komponiert hätte. Mittlerweile scheint aber Vieles dafür zu sprechen, dass dies nicht der Wahrheit entspricht. Wann genau der berühmte Marsch, der heute noch zum Repertoire eines jeden Bundeswehr-Musikzuges gehört und auf jeder feierlichen Veranstaltung gespielt wird, ist ebenfalls nicht mehr nachweisbar.

Noch problematischer wird die Lage, wenn man sich den Text des Liedes genauer betrachtet. Zum besseren Verständnis soll der Liedtext hier abgedruckt werden:


Auf, Ansbach-Dragoner! Auf, Ansbach-Bayreuth!


1. Auf, Ansbach-Dragoner! Auf, Ansbach-Bayreuth!
Schnall um deinen Säbel und rüste dich zum Streit!
Prinz Karl ist erschienen auf Friedbergs Höh'n,
Sich das preußische Heer einmal anzusehen.
Drum, Kinder, seid lustig und allesamt bereit:
Auf, Ansbach-Dragoner! Auf, Ansbach-Bayreuth!

Drum, Kinder, seid lustig und allesamt bereit:
Auf, Ansbach-Dragoner! Auf, Ansbach-Bayreuth!

2. Hab'n Sie keine Angst, Herr Oberst von Schwerin,
Ein preuß'scher Dragoner tut niemals nicht fliehn!
Und stünd'n sie auch noch so dicht auf Friedbergs Höh',
Wir reiten sie zusammen wie Frühlingsschnee.
Ob Säbel, ob Kanon', ob Kleingewehr uns dräut:
Auf, Ansbach-Dragoner! Auf, Ansbach-Bayreuth!
Drum, Kinder seid ...

3. Halt, Ansbach-Dragoner! Halt, Ansbach-Bayreuth!
Wisch ab deinen Säbel und laß ab vom Streit;
Denn ringsumher auf Friedbergs Höh'n
Ist weit und breit kein Feind mehr zu sehn.
Und ruft unser König, zur Stelle sind wir heut':
Auf, Ansbach-Dragoner! Auf, Ansbach-Bayreuth!
Drum, Kinder seid ...

Der oben stehende Text wurde – so jedenfalls weiß es die Regimentsgeschichte – im Jahre 1845 zum hundertjährigen Jahrestag der Schlacht bei Hohenfriedberg von einem gewissen A. H. Freiberg in Pasewalk verfasst. Der Dichter des Liedtextes trägt viel zur allgemeinen Verwirrung bei, was darauf schließen lässt, dass er die Geschichte der Regiments nur unzureichend kannte. Wie anders ist es sonst zu erklären, dass der berühmte erste Satz des Liedes mit „Auf Ansbach-Dragoner“ beginnt? Die Bezeichnung Ansbach ist völlig irreführend und schlichtweg falsch, waren doch im Jahre 1745 Ansbach und Bayreuth noch zwei eigenständige Fürstentümer, die erst im Jahre 1769 unter dem Markgrafen Christian Friedrich Carl Alexander zusammengefügt wurden. Bis zum Jahre 1769 war das Regiment nur unter dem Namen „Bayreuth-Dragoner“ bekannt, auch als Markgraf Friedrich Christian von Bayreuth von 1763 bis 1769 die Regierungsgeschäfte als letzter Bayreuther Markgraf übernahm.

1769 wurde dann erst der offizielle Name des Dragoner-Regiments in „Ansbach-Bayreuth“ umgewandelt, auch wenn der Markgraf Alexander genauso wie seine Vorgänger das Amt des Regimentsinhabers nur noch nominell ausübte. Den neuen Namen behielt man sogar noch bei, als der Markgraf im Jahre 1791 freiwillig abdankte und nach England übersiedelte. Nach seinem Tode im Jahre 1806 erhielt das Dragoner-Regiment einen neuen Namen: „Dragonerregiment Königin“, benannt nach der beliebten preußischen Königin Luise. 1819 wurde es in ein Kürassierregiment umgewandelt und hieß fortan schlicht „Zweites preußisches Kürassierregiment“, das bis zu seiner Auflösung unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg in der Garnison Pasewalk stationiert blieb.

Es bleibt also festzuhalten, dass dem Texter des Marsches bei seinem Refrain „Auf, Ansbach-Dragoner“ ein peinlicher Lapsus unterlaufen ist. Für die Zeit der Schlacht von Hohenfriedberg ist die Bezeichnung falsch. Wenn man aber bedenkt, dass das Regiment 38 Jahre lang den Namen „Bayreuth“ – von 1731 bis 1769 – und dann nochmals 37 Jahre lang den offiziellen Namen „Ansbach-Bayreuth“ (von 1769 bis 1806) führte, dann ist diese Unrichtigkeit aber gleichermaßen erklärt- wie entschuldbar. Einhundert Jahre nach der Schlacht von Hohenfriedberg war es für die Zeitgenossen sicherlich belanglos, ob das Regiment seinerzeit „Bayreuth-Dragoner“ oder „Ansbach-Bayreuth-Dragoner“ genannt wurde. Teilweise richtig war es allemal!

Jochen Seidel, August 2001

Literatur:

  • Müssel, Karl: Die „Bayreuth-Dragoner“ von Hohenfriedberg. Ein Beitrag zur Namengeschichte des preußischen Dragonerregiments „Bayreuth“, in: AO Band 65 (1985), S. 341-353.

  • Albedyll, Georg von: Geschichte des Kürassier-Regiments Königin, Berlin 1896.

  • Waldenfels, Wilhelm Freiherr von: Die Reiserechnung des Erbprinzen von Bayreuth bei der Heimführung seiner Gemahlin Wilhelmine, in: AO Band 22, Heft 1, Bayreuth 1902, S. 102.

 

[1] Wilhelm Freiherr von Waldenfels: Die Reiserechnung des Erbprinzen von Bayreuth bei der            Heimführung seiner Gemahlin Wilhelmine, in: AO Band 22, Heft 1, Bayreuth 1902, S. 102.

[2] Zit. nach Albedyll, Georg von: Geschichte des Kürassier-Regiments Königin, Berlin 1896, S.          77.

[3] Albedyll, S. 77.

[4] Markgräfin Wilhelmine. Eine preußische Königstochter. Denkwürdigkeiten der Markgräfin          von Bayreuth, Schwester Friedrichs des Großen, hrsgg. von Johannes Armbruster, Ebenhausen       bei München, 1911, S. 358ff.

[5] Zit. nach Aldebyll, S. 85.

[6] In einem Brief an seine Schwester Wilhelmine, Briefwechsel I, S. 196.

[7] Richard Knötel/Carl Röchling: Der Alte Fritz in 50 Bildern. Dortmund 1981, S. 44.

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